Museen fahrradfreundlicher gestalten
Landschaftsverband will Museen fahrradfreundlicher gestalten:
Einbeziehung in das landesweite Radverkehrsnetz
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist Träger von sieben Landesmuseen an insgesamt 17 Standorten: Von den Freilichtmuseen in Hagen und Detmold über das LWL-Industriemuseum mit Niederlassungen in Dortmund, Bocholt, Bochum, Hattingen, Lage, Petershagen, Waltrop und Witten bis hin zum LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte und dem Naturkundemuseum in Münster sowie dem LWL-Archäologiemuseum in Herne und dem Römermuseum in Haltern am See. All diese Museen sollen in Zukunft fahrradfreundlicher ausgestaltet und an das landesweite Radverkehrsnetz angebunden werden.
Den Anstoß zu dieser Weiterentwicklung gab im September des vergangenen Jahres ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN, die eine Einbeziehung der LWL-Museen in die landesweite Radwegweisung und die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrradtouristen angeregt hatten. Der Kulturausschuss des Verbandes folgte diesen Anregungen einstimmig.
Unter dem Titel „Fahrradfreundliche LWL-Museen“ legte die Verwaltung des LWL nun erste Ergebnisse der Überprüfung vor. Demnach sei eine vollständige Einbeziehung aller LWL-Museen in die nahezu abgeschlossene Umsetzung des landesweiten Radverkehrsnetzes von Seiten des Landes zwar nicht vorgesehen. Das zuständige Ministerium habe jedoch signalisiert, dass eine weitergehende Einbeziehung der Museen auch später noch möglich sei. Die hierfür erforderlichen Beschilderungen müssten im Einzelfall auf die Gesamtkonzeption abgestimmt werden. Der LWL will jetzt an der Umsetzung der Vorschläge arbeiten.
„Wir begrüßen es ausdrücklich, dass der Landschaftsverband sich jetzt dieses Themas annimmt“, erklärt dazu Manuela Grochowiak-Schmieding, Mitglied des LWL-Kultur-ausschusses. „Fahrradfahren erfreut sich wachsender Beliebtheit und die Museen des Landschaftsverbandes sollten die Potenziale des Radtourismus offensiv nutzen. Ziel muss es deshalb sein, die Museen nutzer/innen-freundlich und attraktiv an das landesweite Wegweisungsnetz anzubinden und die Infrastruktur vor Ort zu verbessern.“
Vorlage der Verwaltung vom 18.01.2007:
Ausgangslage
Der Kulturausschuss hat am 06.09.2006 auf der Grundlage des Antrages 12/0626 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Beschluss gefasst:
Die Verwaltung wird beauftragt:
a) eine Einbeziehung der LWL-Museen – unter Umständen mit eigenem Logo – in die in Umsetzung befindliche landesweite Radwegweisung zu prüfen und umzusetzen, sofern und wo dies noch nicht geschehen ist. Dazu könnten die Museumsstandorte mittels entsprechender Zusatzbeschilderung (z.B. durch Aufkleber auf Tabellenwegweisern, Einschubschilder für Armwegweiser) an die landesweite touristische Radwegweisung angebunden werden.
b) an allen Museumsstandorten technisch brauchbare, d.h. kipp- und ausrollsichere Fahrradabstellanlagen in ausreichender Anzahl vorzuhalten und wegen besserer Kontrollmöglichkeiten in der Regel im Eingangsbereich gut einsehbar zu platzieren
c) Vorschläge für die einzelnen Museumsstandorte zu unterbreiten, wie das Gepäck der Radtourist/innen während eines Museumsbesuches sicher aufbewahrt werden kann. Dabei ist zu prüfen, ob Schließfächer und/oder sog. abschließbare Fahrradboxen, wie sie an zahlreichen S-Bahnhöfen zum Einsatz kommen, an besonders publikumsträchtigen Einrichtungen aufgestellt werden können, sofern es dort nicht bereits Lösungen gibt.
d) die Anreiseinformationen für alle LWL-Museumsstandorte (Internet, Broschüren, Flyer) um Hinweise für Radfahrer/innen zu ergänzen.
Vorbemerkung
Die in der Vergangenheit bei den LWL-Museen teilweise bereits angestellten Beobachtungen zum Anreiseverhalten der Besucher/innen ergeben ein sehr unterschiedliches Bild. So ist z.B. der Anteil der Besucher/innen bei der Zeche Nachtigall in Witten – bedingt durch die örtliche Anbindung an den stark frequentierten RuhrtalRadweg – verhältnismäßig groß. Dahingegen haben die Erhebungen im Rahmen der Verkehrsentwicklungsplanung für den Kreis Lippe ergeben, dass sich der Anteil der Besucher/innen, die mit dem Fahrrad zum Museum kommen, zwischen (immerhin) 9 % (Ziegeleimuseum in Lage) und (lediglich) 2 % beim Freilichtmuseum in Detmold bewegt. Gemessen an der Gesamtzahl aller Besucher in den LWL-Museen fällt die Gruppe der Besucher/innen, die mit dem Fahrrad zum Museum kommen, im Ergebnis derzeit eher gering aus.
Stand der Aktivitäten
Aufgrund des Antrages hat die Verwaltung die gegenwärtige Situation in den einzelnen LWL-Museen bezüglich der Einbindung in die landesweite Radwegweisung erhoben. Gleichzeitig wurden die Einrichtungen aufgefordert, etwaige Vorschläge zur Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer an den einzelnen Standorten zu unterbreiten.
1. Derzeitige Einbindung der LWL-Museen in die landesweite Radwegweisung
1.1. Gegenstand der landesweiten Radwegeweisung
Bei dem landesweiten Radverkehrsnetz des Landes NRW handelt es sich um ein flächendeckendes Radwegenetz mit einem einheitlichen Wegweisungssystem, das im Wesentlichen als Alltagsnetz für die täglichen Fahrten konzipiert wurde. Daneben werden auch touristische Belange des Freizeitfahrens berücksichtigt. Das Netz umfasst eine Länge von insgesamt 13.500 km. Die flächendeckende Beschilderung in NRW soll in 2007 durch den Landesbetrieb Straßenbau NRW abgeschlossen sein.
Das Land NRW hat die Kosten für die Erstausstattung des landesweiten Radnetzes übernommen. Künftige Netzerweiterungen werden nach derzeitigem Planungsstand vom Land nicht mehr zu 100 % finanziert. Im Rahmen des Programms „100 Kommunen im Netz“ werden Netzverdichtungen auf regionaler und lokaler Ebene durch die Landesregierung gefördert.
Die Beschilderung des originären Radwegenetzes weist in der Regel auf die nächsten Nah- und Fernziele hin. Darüber hinaus gibt es die regionalen und überregionalen touristischen Themenrouten, die durch Einschübe mit dem jeweiligen thematischen Logo die originäre Route über einen bestimmten Streckenabschnitt ergänzen. Meistens verlaufen diese parallel zum Landesverkehrsnetz NRW, kreuzen dieses oder berühren es zumindest an einzelnen Stellen. Die Themenrouten werden i.d.R. durch touristische Vereinigungen oder Kommunen initiiert.
Das Ergebnis der Abfrage hat ergeben, dass eine Einbindung der LWL-Museen in die einheitliche Beschilderung der landesweiten Radwegweisung bislang nur an wenigen Stellen erfolgt ist.
1.2. Möglichkeiten der Einbeziehung in die landesweite Radwegweisung
Auf der Grundlage der Erhebungsergebnisse, inzwischen aufgenommener Kontakte zum zuständigen Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, zum Landesbetrieb Straßenbau NRW sowie zu Betreibern einzelner Themenrouten und nicht zuletzt unter dem Eindruck der Erkenntnisse aus einer Veranstaltung am 12.12.2006 zur Einführung der Hinweise zur wegweisenden Beschilderung für den Radverkehr in Nordrhein Westfalen (HBR NRW) des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes NRW sind nach derzeitigem Kenntnisstand drei Alternativen zur Einbindung der LWL-Museen in die landesweite Radwegweisung denkbar.
Alternative A – Entwicklung einer separaten LWL-Museumsroute
Die Entwicklung einer eigenen LWL-Museumsroute (sog. Themenroute), die alle oder zumindest eine nennenswerte Anzahl von LWL-Museen miteinander verbindet, wäre allenfalls theoretisch möglich. Aufgrund der in aller Regel großräumigen Entfernungen zwischen den einzelnen LWL-Museumsstandorten ist nicht zu erwarten, dass eine konzentrierte Bereisung aller oder doch zumindest einer größeren Anzahl von LWL-Museen im Rahmen einer mehrtätigen Radtour durch ganz Westfalen-Lippe erfolgen würde. Insofern erscheint diese Alternative praxisfremd.
Alternative B – Einbindung der LWL-Museen durch geänderte Streckenführung
Eine vollständige Einbeziehung aller LWL-Museen in die nahezu abgeschlossene Umsetzung des landesweiten Radverkehrsnetzes NRW (Basis-Netz) ist seitens des zuständigen Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes NRW nicht vorgesehen. Von dort aus wurde jedoch signalisiert, dass eine weitergehende Einbeziehung der LWL-Museen in das landesweite Radverkehrsnetz – soweit aufgrund der örtlichen Gegebenheiten sinnvoll und noch nicht geschehen – auch später noch grundsätzlich möglich ist. Die hierfür notwendigen Beschilderungspläne müssten im Einzelfall in Abstimmung mit dem Ministerium erarbeitet werden.
Gleiches gilt für die Einbindung der LWL-Museen in bestehende Themenrouten. Hier wäre mit den Betreibern der jeweiligen Themenroute eine Änderung der vorhandenen Wegweisung einschließlich der damit verbundenen Kostenfolge im Einzelfall abzustimmen.
Alternative C – Integration der LWL-Museen als lokale Einzelziele durch entsprechende Zusatzbeschilderung in das landesweite Radverkehrsnetz NRW und in Themenrouten
Die Integration von lokalen Einzelzielen ist dem Grunde nach zulässig. Gespräche mit dem Ministerium haben die Bereitschaft erkennen lassen, die LWL-Museen in das landesweite Radnetz über Anschlussstrecken mittels Zusatzbeschilderung aufzunehmen. Auch bei den thematischen Routen ist eine Ergänzung grundsätzlich möglich. Angesichts der vielfach nicht zu Unrecht befürchteten Überfrachtung von Routen wird seitens der Themenrouten-Betreiber allerdings häufig ein strenger Maßstab bei der Beurteilung, ob es sich um eine ausschilderungswürdige Sehenswürdigkeit handelt, zugrunde gelegt.
1.3. Auswirkungen der Einbindung der LWL-Museen in die landesweite Radwegweisung
Insgesamt handelt es sich bei der landesweiten Radwegweisung um ein komplexes System mit vielen Beteiligten und einem hohen Abstimmungsbedarf nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten für die verschiedenen Radverkehrsnetze. Da die Radverkehrswegweisung in NRW den Status der StVO-Beschilderung besitzt, obliegt die Verantwortlichkeit für die Pflege und Unterhaltung der Beschilderung den jeweiligen Baulastträgern, die im Einzelfall bei den Überlegungen zur Einbindung der LWL-Museen ebenfalls zu beteiligen sind. Auch ist noch zu prüfen, ob und ggf. in welcher Höhe die Einbeziehung der LWL-Museen in bestehende Radwegerouten für den LWL mit Kosten verbunden wäre.
2. Verbesserung der Infrastruktur für Radtouristen/innen
Das Ergebnis der Abfrage spiegelt die heterogenen infrastrukturellen Rahmenbedingungen und Bedarfe der einzelnen Einrichtungen wider.
2.1. Fahrradabstellanlagen
An einigen Standorten sind bereits kipp- u. ausrollsicher Fahrradabstellanlagen zentral in ausreichender Anzahl vorhanden. In anderen Fällen erfordert die Verbesserung der Anlagen noch eine individuelle bedarfsorientierte Prüfung der Einrichtungen unter Berücksichtigung der vorhandenen Platzkapazitäten. Eine einzelfallbezogene Abstimmung mit dem BLB, insbesondere wg. der Kostenfolgen, steht noch aus.
An anderen Standorten erfolgt derzeit bereits eine Aufwertung der Fahrradabstellanlagen.
Aufgrund einer Nutzungsvereinbarung zwischen dem Westfälischen Museum für Naturkunde und der Stadt Münster können die Besucher des Naturkundemuseums die Fahrradständer des Allwetterzoos mitnutzen. Die dort vorhandenen alten Fahrradständer werden derzeit gegen eine überdachte und vom ADFC empfohlene Anlage mit 128 Stellplätzen ausgetauscht. Diese stehen der geringen Anzahl von Besucher/innen, die das Museum mit dem Fahrrad aufsuchen, kostenlos zur Mitnutzung zur Verfügung.
2.2. Aufbewahrungsmöglichkeiten für das Gepäck
Wenngleich in einigen Einrichtungen bereits Schließfächer vorhanden sind, werden in diesem Bereich von den Museen teilweise durchaus noch Optimierungsmöglichkeiten gesehen. Entsprechende Überlegungen werden derzeit gemeinsam mit dem BLB angestellt.
Die Bereitstellung von abschließbaren Fahrradboxen wird seitens der Einrichtungen – nicht zuletzt auch wegen der zu erwartenden hohen Kosten – andererseits aber auch aus Platzmangel und angesichts der zum Teil doch geringen Anzahl an Fahrrad-Besuchern einerseits zwar als wünschenswert, andererseits jedoch nicht als zwingend notwendig angesehen. Auch hier ist gleichwohl im Einzelfall noch eine detaillierte Abstimmung mit dem BLB notwendig.
3. Kommunikation der Anreiseinformationen für Radfahrer/innen
Nahezu alle LWL-Museen sind bereits als Sehenswürdigkeit im Radroutenplaner des Landes NRW (www.radverkehrsnetz.nrw.de) im Internet enthalten. Bei diesem Radroutenplaner handelt es sich um eine Internet-Anwendung, mit der man Radrouten am Bildschirm planen kann. Mittels eines abrufbaren Begleittextes sind dort Informationen über den Routenverlauf und eine Beschreibung der an der Route gelegenen Sehenswürdigkeiten abrufbar. Darüber hinaus ist neben der graphischen Darstellung in der Karte auch eine textliche Kurzinformation zum Museum enthalten.
Die aktuellen Anreiseinformationen für Radfahrer/innen werden kurzfristig im Internet ergänzt. Dabei könnte die auf den Internetseiten der einzelnen Standorte des Westfälischen Industriemuseums bereits vorhandene Rubrik „Fahrrad-Infos“ beispielhaft sein.
Im Printbereich kann die Aufnahme der Anreiseinformationen erst bei der Neuauflage von Werbemedien erfolgen. Aus wirtschaftlichen Gründen sollten die vorhandenen Exemplare zunächst verbraucht werden.
Weiterer Handlungsbedarf
Die Einbindung in die landesweite Radwegweisung bedarf zum Teil weiterer umfangreicher Recherchen und Prüfungen mit dem Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, den Betreibern verschiedener regionaler und überregionaler Themenrouten und der jeweiligen Baulastträger. Die Verbesserung der Fahrradabstellanlagen und der Möglichkeiten zur Gepäckaufbewahrung erfordert die individuelle Prüfung der einzelnen Einrichtungen und eine Abstimmung mit dem BLB, um zu geeigneten und nachhaltigen Lösungen zu gelangen. Insofern kann eine Beantwortung der Fragen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend erfolgen. Über die Ergebnisse wird der Kulturausschuss beizeiten im Rahmen eines Abschlussberichtes informiert.
Finanzielle Auswirkungen
Die Kosten für die Zusatzbeschilderung im Rahmen der landesweiten Radwegweisung lassen sich derzeit nicht beziffern, da noch keine verlässlichen Erkenntnisse über das Ausmaß der Zusatzbeschilderung vorliegen. Gleiches gilt für die Investitionskosten für die evtl. Verbesserung der Fahrradabstellanlagen und Schließfächer.