Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im LWL zum Haushaltsplanentwurf 2020/21 hier: Förderung von Klassenfahrten im Rahmen von Erinnerungskultur nach Ypern und Umgebung (Westflandern)

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beantragt die Einstellung von Haushaltsmitteln in Höhe von 30.000 Euro im Haushaltsjahr 2020 und 30.000 Euro im Haushaltsjahr 2021, um Erinnerungsarbeit mit Schülerinnen und Schülern in der Region Westflandern zu ermöglichen. Die Finanzierung soll über Erlöse aus dem Verkauf der RWE-Aktien und Dividenden erfolgen. Die Mitglieder der Kulturstiftung gGmbH sollen entsprechend beschließen.
Begründung:
In der Darstellung der Schwerpunkte der Arbeit des LWL-Kulturdezernates für 2020 (Vorlage 14/2146) bedauert das Kulturdezernat, dass allgemein für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der belgischen Provinz Westflandern seit der dortigen Regierungsumbildung verlässliche Ansprechpartner*innen fehlten und einige vom LWL bezuschusste Schüler*innenfahrten zu Gedenkorten in der Provinz Westflandern (Flandern) die Partnerschaft nicht neu beleben konnten.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im LWL hat demgegenüber festgestellt, wie wichtig diese Schüler*innenfahrten nicht nur für die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind. Gerade in der heutigen Zeit ermöglichen sie in ihrer sozialpädagogischen und friedenspolitisch motivierten Herangehensweise den Schülerinnen und Schülern eine unmittelbare Berührung mit den Auswirkungen des ersten Weltkrieges. Sie sind gerade in Zeiten aufbegehrender rechter Kräfte in Europa ein nicht zu unterschätzendes Mittel, um die geschichtliche Bildung in Schulen sinnvoll zu ergänzen.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im LWL hat die Erfahrung gemacht, dass der erste Weltkrieg für unsere Partnerregion heute noch eine große Bedeutung hat. Bei jährlichen Gedenkfeiern wird die Erinnerung sehr präsent gehalten. Es besteht eine stark ausgeprägte Erinnerungskultur, die gepflegt wird und an der sich auch die Region Westfalen-Lippe weiter beteiligen und nicht von politischen Umstellungen entmutigen lassen sollte.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband Nordrhein-Westfalen, besitzt die konzeptionelle Grundlage und mit drei hauptamtlichen Kolleg*innen die personellen Ressourcen für die Bildungsarbeit in Westfalen-Lippe, um im Rahmen seines Bildungsprogramms an solchen internationalen Jugend-Projekten teilzunehmen und ist damit ein verlässlicher Partner, solche Aufenthalte sinnvoll zu organisieren.
Für uns und unserer Partnerregion Westflandern (Flandern) gilt, dass sich die gemeinsame Geschichte des 20. Jahrhunderts durch die Erinnerung an den ersten Weltkrieg erschließt. Sich diese Erinnerung durch eine gemeinsame Fahrt, Erleben des Geschichtsortes und anschließender Reflexion mit Lehrer*innen zu erarbeiten, ist unerlässlich für das Geschichtsbewusstsein junger Menschen, die nicht mehr auf direkte Zeitzeug*innen zurückgreifen können. Sie motiviert für den Einsatz für den europäischen Gedanken, Demokratie und Zivilcourage. Diese Bildungsziele gehen über einen rein schulischen Bildungsbegriff hinaus und berühren auch die Jugendsozialarbeit.
Die Weiterführung dieser Fahrten an Orte der Erinnerung sollte weiterhin als Schüler*innenfahrt angeboten werden. Nur als Schüler*innenfahrt kann eine möglichst breite Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Deshalb ist sie ein effektives Mittel, um Prävention gegen Rechtsradikalismus ebenso wie jede andere Art von politischer Radikalisierung von Jugendlichen zu realisieren.
gez. Martina Müller, Jens Burnicki, Thorsten Schmolke, Helmut Fehr
F.d.R. Didem Ozan

 

HHAntrag Jugendaustausch Kultur 4.11.2019 geändert

Drucken