LWL-Berufskolleg – Fachschulen Hamm begegneten mit GRÜNER Unterstützung deutscher Vergangenheit in Flandern

Hier ihr Bericht: Am 3. Mai 1915 sitzt der englische  Lieutenant Colonel John McCrae (1827 – 1918) in Ypern (Belgien) auf dem Heck eines  Ambulanzwagens. Er schaut auf das Grab seines Freundes Alexis Helmer, der am Vortag im Kampf gefallen war. Er sieht Beete blutroter Mohnblumen, die zwischen den Gräbern auf dem Gräberfeld wachsen. Er schreibt die ersten Worte eines inzwischen berühmten Gedichts nieder: „In Flanders Fields the Poppies blow“ („Auf Flanderns Feldern blüht der Mohn“) – so beginnt der Text, dessen zweite Strophe lautet:

Wir sind die Toten. Vor wenigen Tagen noch
lebten wir, fühlten den Morgen und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang,
liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir
Auf Flanderns Feldern.

Ca. 39.000 gefallene Soldaten in Lommel, 45.000 in Langemark, 25.000 in Vladslo: Zahlen und Orte, die sich fortschreiben ließen. Kreuz neben Kreuz, Reihe für Reihe, Gräberfeld neben Gräberfeld: zu viele, um das Grauen, den Schrecken, die Qualen und die Trauer, die mit jedem einzelnen Schicksal zusammenhängen, letztlich begreifen zu können.

30 Studierende des LWL Berufskollegs – Fachschulen Hamm haben gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern versucht, sich anzunähern. Anzunähern an Geschichte, die in diesem Monat ihre 100jährige Erinnerung begeht – am 11. November 1918 endete der 1. Weltkrieg, der 1914 begonnen hatte.

Vom 05. bis zum 07. November hat die Gruppe eine Exkursion nach Westflandern unternommen und durch Begegnung, Information und nicht zuletzt im gemeinsamen Gespräch nachvollzogen, was Erinnerungskultur bedeuten kann: Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, den begangenen Verbrechen, dem Auftrag für die Zukunft, der Verharmlosung, dem Banalisieren durch Rechtspopulismus heute.

Wege über Friedhöfe, die Begegnung mit einem niederländischen  Zeitzeugen, dessen Vater im Widerstand war, der Besuch des Museums „In Flandern Fields“ in Ypern, dem Ort, an dem erstmalig Giftgas in einem Krieg eingesetzt wurde oder die Teilnahme an der seit 1928 allabendlich stattfindenden Zeremonie „Last Post“ im Gedenken an die Soldaten des Ersten Weltkrieges, die in Flandern gefallen sind, waren wichtige Bausteine, die Haltung und Intellekt nachhaltig beeinflussen werden.

Der abschließende Besuch des Museums „EU-Parlamentarium“ in Brüssel weist die Richtung: Inklusion statt Exklusion, humanitäre Hilfe für Flüchtlinge statt Mauern, Europäische Integration statt Nationalismus.

Nachtrag: Die Mohnblume ist in Großbritannien das Symbol für Krieg und Zerstörung. Sie wird – in Erinnerung an die getöteten Soldaten – als stilisierte Blüte in einer Mohnblumen Fabrik in Richmond hergestellt von Kriegsveteranen aus dem Irak oder aus Afghanistan.

Heinz-Joachim Büker, Leiter des LWL Berufskollegs

Weiterlesen…


Die GRÜNEN in der Landschaftsversammlung des LWL haben die Fahrt der Jugendlichen unterstützt. „Gerade in der heutigen Zeit ist ein sozialpädagogisches friedenspolitisches Projekt wichtiger denn je. Ein regelmäßiger Jugendaustausch zu diesem Thema ist ein geeignetes Mittel, um Prävention gegen Rechtsradikalismus zu realisieren. Begegnung mit Menschen, die einmal Feinde waren, wie auch das Wissen über Ursachen, Ablauf und Folgen dieses Krieges können verhindern, dass diese Schrecken der Geschichte verharmlost werden“, sagt dazu Fraktionssprecherin Martina Müller. Der LWL sollte daher Begegnungen von jungen Menschen aus den anhängigen Gebietskörperschaften ermöglichen und finanziell unterstützen.

Hier geht es zum Haushaltsantrag zur Förderung des Jugendaustausches, gestellt von der GRÜNEN Fraktion

Drucken