Pressemitteilung: Besserer Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe notwendig

GRÜNE im LWL nehmen wertvolle Handlungsimpulse vom Austausch mit Fachleuten in Olsberg mit

Viele fachlich wertvolle Inputs hat die GRÜNE Fraktion in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe während ihrer Herbstklausur im Josefsheim in Olsberg-Bigge erhalten. Am letzten Wochenende tauschten sich die GRÜNEN intensiv über die Verbesserung des Gewaltschutzes in Einrichtungen der Eingliederungshilfe aus.

Zum Einstieg gab die Geschäftsleitung des Josefsheims einen umfassenden Einblick in das integrierte Gewaltschutzkonzept der regional bedeutenden Komplexeinrichtung. Hier werden Menschen mit Behinderungen im Rahmen der gesetzlichen Eingliederungshilfe für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe betreut.

Leonie Köpp stellte das als vorbildlich geltende Gewaltschutzkonzept des Josefsheims gemeinsam mit Janine Rottler, der pädagogischen Geschäftsführerin der Einrichtung, vor. „Die Herangehensweise zum Schutz der hier lebenden Menschen vor allen Formen von Gewalt ist genauso ins Leitbild festgeschrieben wie der verantwortungsbewusste Einsatz freiheitsentziehender Maßnahmen“, stellt Karen Haltaufderheide, Fraktionssprecherin und sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN, fest. „Umso bedauerlicher war es für uns zu hören, dass die meisten Einrichtungen der Eingliederungshilfe ihre Gewaltschutzkonzepte nicht leben, und dass einige noch überhaupt kein Konzept haben, obwohl sie dazu verpflichtet sind. Hier sollte der LWL die Einrichtungen bei der Einführung und Umsetzung stärker unterstützen.“

Dass Gewaltschutz im alltäglichen Tun ansetzt, nicht nur in der Weiterbildung des Personals, sondern auch schon durch offene Bauweise und klare Regelungen, die die Privatsphäre der betreuten Menschen schützen, legte Michaele Halbey (Geschäftsfeld Wohnen im Josefsheim) bei einer Begehung des Hauses Theresa dar.

Wie schwierig Gewaltschutz insbesondere bei Menschen mit Behinderungen ist, wenn diese besonders herausforderndes Verhalten zeigen, war Hauptthema des zweiten Tagungstages. Die Ergebnisse der Expert:innenkommission „Herausforderndes Verhalten und Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe“ wurden vertieft. Als Mitglied der Kommission fasste Norbert Müller-Fehling die aufgedeckten Schutzlücken und die Handlungsempfehlungen der Kommission zu deren Schließung und zur Verbesserung der Angebote zusammen. „Die Änderung des Wohn- und Teilhabegesetzes war erst der Anfang. Ein denkbarer Baustein der Verbesserung im Wohn- und Betreuungsbereich wäre eine von Landesebene geregelte regionale Versorgungspflicht“, sagt Mehrdad Mostofizadeh, Pflegeexperte aus der GRÜNEN Landtagsfraktion. Michael Wedershoven vom LWL berichtete den Sachstand der LWL-seitigen Anstrengungen im Gewaltschutz (LWL-Vorlage).

Viele mögliche Handlungsansätze wurden diskutiert. Ein erfolgversprechender Ansatz könnte eine regionale Anlaufstelle ähnlich dem Konsulent:innendienst in Hessen sein, den Beraterin Marianne Martin vorstellte (zum  Einstieg: „Hessisches Curriculum zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen“). Neben der Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen beraten die hessischen Konsulent:innen auch zu Fragen der Alltagsbewältigung oder zum Abbau von Aggressionen.

Den Aspekt der gewaltschützenden Stärkung von Gleichstellung und Teilhabe betonte abschließend Dr. Monika Rosenbaum vom Netzwerkbüro Frauen und Mädchen mit Behinderung. Das Netzwerkbüro möchte Gleichstellungsbeauftragte wie Larissa Ludwig stärken, die für die Josefsheim-Werkstätten zuständig ist. Denn Frauen und Mädchen mit Behinderung sind einem doppelt so hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt zu werden. (Broschüre: „Vor Ort inklusiv gegen Gewalt“).

Am Sonntag beschloss die Fraktion, aus ihren Erkenntnissen weitere politische Forderungen abzuleiten und sich auch auf Landesebene für einen verbesserten Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe einzusetzen.

 

 

Linkliste:

Gewaltschutzkonzept Josefsheim: https://cloud.gruene-lwl.de/s/JpzgnnKnaC9JZgs

Bericht Expert:innenkommission NRW Landtag: https://cloud.gruene-lwl.de/s/BRFiG8GF2S5mMPK

Sachstand Gewaltschutzkonzepte – LWL-Berichtsvorlage: https://cloud.gruene-lwl.de/s/axx9Nz6WKnMDHgE

Einführung in die Arbeit des hessischen Konsulentendienstes in „Hessisches Curriculum zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen nach dem HGBG“: https://cloud.gruene-lwl.de/s/4P6XPjz2oAjsDcy

 

Broschüre Netzwerk Frauen und Mädchen – https://cloud.gruene-lwl.de/s/YsGLdzdMSa6xWqJ

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