Jugendsozialarbeit
25. Aug. 2000
Jugendsozialarbeit
Protokoll der Sitzung des JHA – Treffens vom 25.8.00
Top 1: Begrüßung und Vorstellungsrunde
Top 2: Jugendsozialarbeit
1. Referat von Wolfgang Thoring, Referent im Landesjugendamt LWL
(s. dazu auch Anlagen)
Zielgruppe sind Jugendliche, die von sozialen Benachteiligungen betroffen sind (sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte Jugendliche) und deswegen der Hilfe bedürfen. Beispiele:
* Probleme mit der Schule / schlechte oder gar keine Schulabschlüsse
* Drogenabhängigkeit in der Vergangenheit (nicht bei akuten Drogenproblemen)
* Migrationshilfen (AussiedlerInnen und MigrantInnen)
* Hilfen für Mädchen und junge Frauen
* seelisch Behinderte
* andere behinderte Jugendliche, deren Behinderung die soziale Benachteiligung (mit)verursacht hat
* delinquente Jugendliche
KooperationspartnerInnen sind z.B.
* Schule für die SchülerInnen, die allein durch die Schule nicht mehr erreicht werden können
* Arbeitsverwaltung zur Förderung der beruflichen Integration
* Träger der Jugendhilfe mit bestimmten Angeboten
* Kommunale Ämter
* Wirtschaft, z.B. mit Praktika
Ziele sind die gleichen wie die der Jugendhilfe allgemein, aber mit speziellen Hilfen und Angebotsformen, um die besonders schwierigen Jugendlichen zu erreichen.
Handlungsfelder:
* Jugendberufshilfe
* Jugendwerkeinrichtungen niegdrigschwelligstes Angebot sind die Jugendwerkstätten hier können auch Jugendliche mit geduldetem Status unterkommen, für die es sonst keine Angebote gibt.
* Migrationshilfen z.B . Sprachhilfen
* Wohnhilfen, Jugendwohngemeinschaften . Dieses Angebot stagniert
* aufsuchende Jugendsozialarbeit und streetwork
* Beratungsstellen , die die Probleme der Jugendlichen erkennen und sie in andere Angebote vermitteln
Finanzierung:
* Was die Arbeitsförderung anbelangt, gibt es Förderung aus EU-Mitteln.
* Auf Landesebene existiert seit 25 Jahren der Topf „Schul- und Berufshilfen in der JSA“. Die Mittel gehen für bestimmte fest umrissene Projekte an die Träger, werden nicht pauschal gewährt (keine Infrastrukturförderung, sondern Projektförderung).
Seit 2 Jahren gibt es ein Sonderprojekt mit einem Topf von 4.5 Mio für die Arbeit mit schulmüden Jugendlichen, an dem 30 Träger mit den unterschiedlichsten Projekten beteiligt sind.
* Im Landesjugendplan sind 36.5 Mio DM für die JSA eingestellt.
2. Diskussion / Vertiefung einzelner Aspekte:
* JSA ist als Angebot zwischen Jugendhilfe und einzelfallbezogenen Hilfen angesiedelt; setzt man JSA präventiv und frühzeitig ein, können die viel teureren Einzelfallmaßnahmen oft verhindert werden.
* JSA ist nicht einklagbar und wird von Kommunen oft ein bisschen als Stiefkind behandelt.
* Migrationshilfen: Vorrangig sollen die Sprachdefizite aufgeholt werden, damit die Jugendlichen die Angebote der Schule überhaupt auf- und annehmen können. Familien sind in die Betreuung einzubeziehen.
Es wird eine intensive Fortbildung für Fachkräfte in der Migrationshilfe angeboten, um Verständigungsprobleme in Bezug auf die unterschiedlichen Werte der verschiedenen Gruppen von MigrantInnen zu erkennen und zu verstehen. Wichtig wäre, für die einzelnen Zielgruppen (von MigrantInnen) passende Angebote auszuarbeiten, da jeweils ganz unterschiedliche Methoden nötig sind.
Schon im Schulbereich sollten verstärkt Hilfen für die Integration der Lebenswelt der Jugendlichen in die Gesellschaft geboten werden, damit nicht später die bereits auffällig gewordenen Jugendlichen aus ihrer Ghettosituation herausgenommen werden müssen.
* Schulmüdigkeit: Rückkehr in die abgebende Schule ist meistens nicht zu erzielen und wird von den Sozialarbeitern auch nicht favorisiert. JSA ist hier als Vorbereitung und Übergangshilfe in den Beruf zu verstehen.
* Familie wird nicht mehr wie früher als die ideale Sozialisationsstätte angesehen, dort sind „Löcher“ entstanden, die Schule, Jugendhilfe u.a. füllen müssen – auf alle Fälle ist Erziehung nicht mehr kostenneutral.
* Geschlechtsspezifische Verteilung der AngebotsnutzerInnen: In den Jugendwerkstätten liegt der Männeranteil bei 70%, in der Beratung bei 60%. Das hat z.T. auch mit der Angebotsstruktur der Jugendberufshilfe zu tun, deren Angebot hauptsächlich „männerberuf“-orientiert ist.
Im schulischen Bereich sind die Jungen oft auffälliger, stören im Unterricht, verweigern sich eher; deshalb wenden sich auch hier die Angebote eher an sie.
Es gibt auch Theorien, die besagen, daß Mädchen allgemein bessere Schulabschlüsse und deswegen keinen so hohen Bedarf an JSA hätten.
* Effektivitätskontrolle: Welche Maßnahmen haben tatsächlich zukunftsbahnend für die Jugendlichen gewirkt?
Bisher wurde die Effektivität der Maßnahmen daran gemessen, wieviele Jugendliche schließlich in Lohn und Brot kamen. Dies ist aber im Prinzip kein jugendhilfespezifisches Ziel, sondern ein arbeitsmarktpolitisches. Ohnehin ist dies in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ein zu hoch gestecktes Ziel, das JSA gar nicht erreichen kann. Niedrigschwelligere , jugendhilfespezifische Ziele, die es zu erreichen gilt, sind beispielsweise der Erwerb neuer sozialer Kompetenzen, der Aufbau von Perspektiven u.a..
Das Land fördert Langzeitstudien, die prüfen, was langfristig aus den Jugendlichen geworden ist, wie die Projekte und Hilfen bei ihnen „angeschlagen“ haben. Ergebnisse sollen demnächst vorgestellt werden.
Top 2: Einige Berichte aus den örtlichen Ausschüssen
* Hamm: CDU schmettert alle Anträge im Jugendbereich ab zwecks Haushaltkonsolidierung.
* Recklinghausen: Es läuft zur Zeit eine Bedarfsermittlung für die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren; das HOT, das die Falken in wenigen Jahren heruntergewirtschaftet hatten, wird demnächst wieder in eigene Regie genommen.
* Bochum: Es läuft eine Bedarfsermittlung im Kindergartenbereich für altersgemischte Gruppen.
* Marl: Es existiert eine HH-Koalition von schwarz, grün und gelb, was im Sozialbereich sehr viel gebracht hat.
* Kreis Coesfeld hat jetzt erst eine Stelle für Jugendhilfeplanung eingerichtet.
* Emsdetten: Eine Stelle für Schulsozialarbeit wird demnächst neu eingerichtet
Top 3: Neuigkeiten aus dem Landtag / Bericht von Ute Koczy
* Im JHA des Landtags sind 2 Sitze grün besetzt von Ute selbst und von Monika Düker. Ab Oktober wird Sybille Hausmann Monikas Platz einnehmen (womit es wieder je eine Vertreterin aus dem Rheinland und aus Westfalen-Lippe gibt).
Die Personalsituation im Arbeitsbereich Jugend hat in der neuen Legislaturperiode, wie viele andere Bereiche auch, Kürzungen erfahren und ist zusätzlich noch dadurch gehandicapt, daß es mehrere MitarbeiterInnen mit verschiedenen Aufgabenbereichen und den entsprechenden Koordinationsproblemen gibt.
* Im Landtag läuft gerade der NachtragsHH, der letzte Woche im Kabinett war. 1800 zusätzlich beantragte Plätze im Kindergartenbereich sind dort nicht genehmigt worden. 1999 war aufgrund der Zahlen, die die Kommunen als Bedarf angemeldet hatten, die Platzzahl ausreichend. Jetzt wurden nach den Kommunalwahlen etliche neue Bedarfe nachgemeldet. Da überdies die zur Verfügung stehenden Mittel in 1999 nicht komplett ausgeschöpft worden waren, sind die Gelder jetzt nicht ausreichend.
* Auf Landtagsebene müssten nun 15 Mio DM für ca. 4000 fehlende Plätze eingestellt werden.
* SIT (Schülertreffs in den Tageseinrichtungen): Diese sind rot-grünes Programm; 8,5,Mio sind für dieses Aufgabenbereich in den HH eingestellt worden. Die Programme laufen jetzt an, 130 Gruppen sind bereits gemeldet worden.
Es sind noch Mittel da und können abgerufen werden. Bitte Anträge stellen! Die Antragsfrist ist über den 31.5.00 hinaus verlängert worden.
Die Treff-Orte müssen übrigens nicht Kindertageseinrichtungen sein, es können auch andere Räume wie z.B. in der VHS , im Rotkreuzraum, in Jugendzentren u.a. genutzt werden.
* Der HH 2001 steht in seinen Eckpunkten noch nicht fest, es ist aber klar, daß 5,3 Mrd. eingespart werden müssen. Der HH wird am 29.11.00 eingebracht, verabschiedet im Februar oder März 2001. Dies bedeutet für die Träger, daß sie nur knappe Zeit für ihre Antragstellungen haben – für mehrere Monate werden ihnen u.U. die Gelder fehlen.
* Im Saarland ist Beitragsfreiheit für die Eltern in Kindertagesstätten eingeführt worden, diese Diskussion wird zur Zeit in anderen Bundesländern aufgenommen. Beitragsfreiheit ist zwar immer noch grüne Position, aber im Augenblick würde das ganze System gekippt, wenn die Elternbeiträge wegfallen; grüne Vorhaben wie die Betreuung der unter 3jährigen können dann keinesfalls finanziert werden.
Top 4: Verschiedenes -/-
4.9.00 Brigitte von Schoenebeck
ANLAGEN
Anlage 1
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Landesjugendamt und westfälische Schulen
Landesjugendplan: Förderposition IV 2:
„Schul- und berufsbezogene Angebote der sozialen Arbeit (Schulsozialarbeit)“
(Eigenständige sozialpädagogische Angebote für Schülerinnen und Schüler)
Angebote
– der präventiv orientierten sozialen Arbeit
– zur Alltagsbewältigung
– im Bereich Freizeit und außerschulischer Bildung
Ziele
Ziel, bezogen auf den Jugendlichen:
– frühzeitiges Entgegenwirken defizitärer Entwicklungen
– Stabilisierung der Persönlichkeit
strukturelles Ziel:
– Zusammenwirken der beiden Erziehungs- und
Bildungsbereiche Jugendhilfe und Schule
Zielgruppe:
insbesondere
– sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte
Kinder und Jugendliche
– Kinder und Jugendliche, die einer besonderen
Förderung bedürfen
Zuwendungsempfänger:
– Träger der freien Jugendhilfe
– Träger der öffentlichen Jugendhilfe
Gegenstand, Art, Umfang und Höhe der Förderung, Verfahren:
– notwendige und angemessene Sachkosten
– Festbetragsfinanzierung
– bis zu 70% der als zuwendungsfähig anerkannten
Ausgaben, höchstens 10.000, – DM
– Zuwendung zu Einzelprojekten
Anlage 2
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Landesjugendamt und westfälische Schulen
Landesjugendplan: Förderposition VIII:
„Schul- und berufsbezogene Angebote der Jugendsozialarbeit“
1.*Allgemeine Z i e l e:
* gesellschaftliche Integration
* Partizipation an allen Gesellschaftsbereichen
* eigenständige und selbstbestimmte Lebensführung
1. Z i e l g r u p p e:
* sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte junge Menschen
2. Zuwendungsempfänger:
* LAG Jugendsozialarbeit (JSA) sowie die in ihr zusammengeschlossenene Trägergruppen
* nach ‚ 75 SGB VIII anerkannte Träger der freien Jugendhilfe, die ihren Schwerpunkt im Bereich Jugendsozialarbeit haben
* örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe, soweit sie eigene Mittel in angemessenem Umfang für Jugendsozialarbeit bereitstellen.
1.Zuwendungsweck
3. Zuwendungsvoraussetzungen /
Gegenstand der Förderung und …
… Ziel der Förderung
4. Art, Umfang und Höhe der
Zuwendung 5. Verfahren
a) Soz.päd. begleitetes Wohnen in
* JW-Heimen
* anderen Wohnformen
3.1.
Personalkosten für … soz.päd. Beratung
und Begleitung in
* Jugendwohn-
heimen
* anderen Formen
als Festbetrag … pro Fachkraft max. Höhe: Faktor 6 des Festbetrages Zuwendungen zu Jahresvorhaben
b) Soz.päd. Angebote im Übergang Schule-Beruf in Form von
* Beratung
* Begleitung
* gezielter Unterstützung
3.2
Personal- und Sachkosten für … 3.2.1 sozialpädagogische Beratung im Übergang
von der Schule in den Beruf Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung und sozialen Integration als Festbetrag … pro Fachkraft max. Höhe: Faktor 6 des Festbetrages Zuwendungen zu Jahresvorhaben
3.2.2 werkpädagogische Maßnahmen in
* Jugend-
werkstätten
* andere geeig. Einr.
niedrigschwellige Heranführung an
* Berufsvorbereitung
* Berufsausbildung
* Beschäftigung oder
* schulische Bildung und Ausbildung
c) Präventionsangebote
* Beratung in Schulen
* Reintegration in Schule
3.2.3 Präventionsangebote
in Kooperation mit Schule Vermeidung schulischen Scheiterns
3.3
Sachkosten für… Bildungsveranstaltungen und Lehrgänge Persönlichkeitsbildung, soziale Integration oder Ausgleich schulischer Defizite als Festbetrag Zuwendungen zuEinzelvorhaben
* Die Ziffern beziehen sich auf die Gliederungsstruktur der vorläufigen Richtlinien