Klimaoptimierte gesunde Ernährung
13.02.2009
Antrag: Klimaoptimierte gesunde Ernährung und Biokost – Aktiver Klimaschutz
Die Verwaltung wird beauftragt, im Rahmen eines aktiven Klimaschutzes beim LWL ein Konzept zur klimaoptimierten gesunden Ernährung in den LWL-Förderschulen und Einrichtungen und zur Ausrichtung des Beschaffungswesens für Speisen und Lebensmittel auf regionale, saisonale und biologisch erzeugte Produkte zu erarbeiten. Dabei sollen folgende Aspekte berücksichtigt werden:
1. Klimaoptimierte gesunde Ernährung:
- Projekte zum Thema „Gesunde Ernährung“ und/oder Angebote zur Ernährungsberatung für die LWL-Förderschulen und Einrichtungen und schrittweise Umstellung der Nahrungs- und Speisenangebote auf gesundes Essen und Biokost;
- Erprobung und schrittweise Einführung von „klimaoptimierten“ Speisenangeboten für die LWL-Förderschulen und Einrichtungen;
- Verbindliche Einführung von Fair-Trade-Produkten für alle LWL-Einrichtungen und Dienststellen;
2. Nachhaltiges Beschaffungswesen:
- Nachhaltige Beschaffung des Zentralen Einkaufs für Lebensmittel, Speisen, Vor- und Fertigprodukte unter dem Aspekt einer klimaoptimierten gesunden Ernährung;
- Verbindliche Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten bei Ausschreibungen und Vergaben der Zentralen Einkaufskoordination ZEK;
Begründung:
Mit der Vorlage 12/1231 „Energiepolitisches Konzept des LWL“ hat die Verwaltung im April 2008 ein ehrgeiziges und umfassendes Maßnahmebündel zur nachhaltigen Reduzierung von Verbrauchskosten und CO2-Emissionen bei der Bewirtschaftung der LWL-Liegenschaften vorgelegt. Die hierin enthaltenen Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf die Zuständigkeiten des LWL-Bau- und Liegenschaftsbetriebes.
Für die Bereiche Ernährung/Speisenangebote und Beschaffung sollte der LWL nun ebenfalls systematisch alle erforderlichen Maßnahmen erfassen, prüfen und umsetzen, die die Klimabilanz des Gesamtverbandes positiv beeinflussen können.
Der Handlungsbedarf ergibt sich aus der Tatsache, dass nach aktuellen Zahlen des Global Carbon Projects (GCP) der CO2-Ausstoß seit dem Jahr 2000 vier Mal schneller gestiegen ist, als im Jahrzehnt davor. Diese Zunahme liegt sogar über dem vom Weltklimarat (IPCC) angenommenen ungünstigsten Szenario für die Erderwärmung. Die Ergebnisse der Klimaforscher zeigen daher noch drastischer als im Vorjahr, dass schnell und umfassend gehandelt werden muss, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen.
Die o.a. Maßnahmebereiche stellen eine exemplarische Aufzählung dar, die ggfs. systematisch ergänzt und weiterentwickelt werden müsste. Um ein koordiniertes und ergebnisorientiertes Vorgehen sicherzustellen, bedarf es dazu einer konzeptionellen Herangehensweise in den jeweils zuständigen Fachabteilungen sowie einer zentralen Bündelung der Maßnahmen.
Ernährung und Klimawandel stehen in einem engen Zusammenhang. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Landwirtschaft und Ernährung das Klima belasten. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Durch eine klimafreundliche Ernährung können Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Klimabilanzen veranschaulichen die CO2-Emissionen von Lebensmitteln, verursacht durch deren Erzeugung, Verarbeitung, Transport und Verpackung. Sie verdeutlichen die in Lebensmitteln und Mahlzeiten „versteckten“ Klimaauswirkungen. Dabei wird differenziert nach pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln, nach Anbauweisen (konventionell und ökologisch) und nach Verarbeitungsform (frische Lebensmittel und Fertigprodukte). Auch die Klimawirksamkeit von unterschiedlichen Handlungsmustern wie Ernährungsweisen und Ernährungsstilen kann zahlenmäßig dargestellt werden.
Die zentralen Empfehlungen für eine „klimaoptimierte“ Ernährung sind:
- Mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger tierische Lebensmittel einbeziehen
- Biologisch erzeugte Lebensmittel einbeziehen
- Regionale Lebensmittel in den Vordergrund stellen
- Saisonales Gemüse und Obst aus dem Freiland bevorzugen
- Flugzeug-Importe vermeiden
- Frisches und gering Verarbeitetes statt Tiefgefrorenem bevorzugen
Wenn Schulkinder in der Schule mit einem Mittagessen versorgt werden, stellt dies für sie in der Regel die Hauptmahlzeit des Tages dar. Viele Förderschulen des Landschaftsverbandes bauen den Ganztagsbereich aus, längere Schulzeiten sind vorgezeichnet. Deshalb muss es im Interesse des Schulträgers liegen, hier eine ausgewogene und gesunde Kost für die Kinder zu gewährleisten. Dazu sollte die Nutzung des Landesprogramms zur Förderung der gesunden Ernährung in Ganztagsschulen für den Bereich der LWL-Förderschulen geprüft werden.
Am ehesten dürfte eine klimafreundliche Umstellung der Speisenangebote mit ökologisch angebauten und regional vermarkteten Lebensmitteln gelingen. Unabhängig von der Klimabilanz im Einzelnen sind Bioprodukte immer gesünder, da bei der Produktion auf den Einsatz von Mineraldünger, Pestiziden oder Medikamenten (in der Fleischproduktion) verzichtet wird.
Daneben stehen vielfältige Bemühungen der Schulen, durch umweltpädagogische Projekte oder Maßnahmen einen Beitrag zur klimafreundlichen Schule zu leisten. Die Beteiligung an „Fifty-fifty-Projekten“ des LWL hat dies deutlich gezeigt. Diese Bemühungen könnte der LWL durch ein systematisches Konzept zur Ausrichtung der Mahlzeiten auf regionale, saisonale und biologisch erzeugte Produkte und durch Beratung und Beschaffung offensiv unterstützen.
Viele Praxisbeispiele zeigen, dass ein solcher Weg gangbar ist und zugleich zur Profilbildung der Schulen und anderer Einrichtungen beiträgt.
gez. Martina Müller, Birgit Niemann-Hollatz, Heinz Entfellner, Gertrud Meyer zum Alten Borgloh