Fraktionsklausur in Hövelhof: Traumata enttabuisieren und bewältigen

 

GRÜNE im LWL tauschten sich interdisziplinär über den Umgang mit erfahrenem Leid aus

 

Hoevelhof. Zur Klausurtagung traf sich die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe am vergangenen Wochenende in Hövelhof. Unter dem Titel „Verdrängen versus aufarbeiten“ arbeiteten die Fraktionsmitglieder therapeutische und kulturelle Aspekte der Traumabehandlung auf interdisziplinäre Weise heraus.

„Durch die intensive fachliche Beschäftigung hat die Fraktion ein besseres Verständnis für die Entstehung und Bewältigung von Traumata sowie Chancen eines posttraumatischen Wachstums erarbeitet. Zudem wurde die Notwendigkeit der Behandlung für die Betroffenen, aber auch für ihr Umfeld und die Gesellschaft evident. Dies ist auch für den Umgang des LWL zum Beispiel mit traumatisierten Geflüchteten von Bedeutung“, sagen die Fraktionssprecherinnen Karen Haltaufderheide-Uebelgünn und Martina Müller.

„Wir freuen uns, dass wir mit einem Besuch der Gedenkstätte Stalag 326 auch in Richtung Erinnerungsarbeit sensibilisieren konnten. Eine lebendige Erinnerungskultur bietet die Chance, dass persönlich erlebte und kollektive Traumata verarbeitet werden können, statt sie gesamtgesellschaftlich zu tabuisieren und zu verdrängen“, ergänzt Ralf Pirsig, kulturpolitischer Sprecher aus Paderborn. „Richtig ist der Weg, Stalag 326 mit digitalem Schwerpunkt zu einem international bedeutenden Gedenkort auszubauen.“

 

Grundlagen für ein besseres Verständnis

Den Einstieg machten die Referent:innen mit den medizinisch-psychiatrischen Grundlagen: Hier ging es um die Rehabilitation traumatisierter Menschen und die Frage, wie Traumata als Wunden der Seele an nachfolgende Generationen weitergegeben werden und was aus interkultureller Sicht verbessert werden kann. Prof. Dr. Meinolf Noeker zeigte als GRÜNER LWL-Landesrat für Gesundheit die Arbeit in den LWL-Kliniken auf, in denen es vereinzelt Trauma-Ambulanzen gibt. Zum Tagesabschluss gab es eine Kostprobe musikgestützter Imaginationstherapie.

 

Besuch der Gedenkstätte bei Schloß Holte-Stukenbrock

Bei einer Exkursion besuchte die Fraktion mit Stalag 326 das größte Straflager zur Internierung sowjetischer Soldaten. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger legte dar, dass digitale Elemente als zentrale Bestandteile mitkonzeptioniert werden, um den Zugang zu den Geschehnissen zu erleichtern. Bei der Transformation zur internationalen Gedenkstätte werden die ehrenamtlichen Gedenkvereine vor Ort intensiv eingebunden.

Ging es bei der Exkursion um Sichtbarmachung, so wurde auch vertieft, wie menschliches Leid einen angemessenen Ausdruck finden kann, beispielsweise in künstlerischen Werken.

 

 

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