LWL als Motor der Inklusion: Inklusiver Sozialraum und mehr Fachleistungsstunden

Ambulant vor stationär – selbstbestimmtes Leben vor Heimunterbringung: Das ist seit langem ebenso  GRÜNES Credo wie Leitlinie des LWL. Die Zahlen zeigen, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, ambulantes Wohnen von Menschen mit Behinderungen stetig auszubauen. Die Zahlen zeigen aber auch, dass stationäres Wohnen aktuell wieder zunimmt. Neben steigenden Fallzahlen führen wir dies auf den nachvollziehbaren Effekt zurück, dass bislang vor allem die Menschen mit geringem Unterstützungsbedarf den Wechsel von stationären Einrichtungen zum ambulant betreuten Wohnen vollzogen haben.

Wenn wir das ambulant betreute Wohnen für mehr Menschen ermöglichen wollen, müssen wir stärker den gesamten Sozialraum in den Blick nehmen. Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es im Quartier? Gibt es einen Pflegestützpunkt? Sind Arzt und Apotheke barrierefrei erreichbar? Sind Veranstaltungen von Bildungseinrichtungen, der VHS und Kirchen auch für Menschen mit Behinderungen konzipiert und barrierefrei erreichbar?

Für die Klärung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten bedarf es einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem LWL und den anderen Partner*innen, die an der Gestaltung des Sozialraums beteiligt sind.

Deshalb haben wir im letzten Sozialausschuss den folgenden Antrag gestellt:

„Die Verwaltung wird gebeten, in Zusammenarbeit mit Modellkommunen Konzepte und Projekte zur Entwicklung eines inklusiven Sozialraums zu erarbeiten, die es mehr und selbst schwerer gehandicapten Menschen ermöglichen, in ambulanten Settings zu leben. Dies soll in Modellkommunen erprobt und evaluiert und der dafür nötige Kostenrahmen ermittelt werden. Die dafür notwendigen Mittel sind in den Haushalt einzustellen.“

Wir sehen in diesem Ansatz die Möglichkeit, neue Chancen des ambulanten Wohnens für Menschen mit Behinderungen auszuloten und zu bewerten.

Für die beteiligten Kommunen ergäben sich zusätzliche Gewinne: der gemeinsame Planungs- und Gestaltungsprozess im Quartier erzeugt eine starke Identifikation mit dem Wohnbezirk und eine bessere Kommunikation untereinander.

Darüber hinaus wird der entstandene Sozialraum für alle Bürgerinnen attraktiver, vor allem auch für ältere Menschen, für Frauen mit Kinderwagen oder für einfach nur leicht gehbehinderte Menschen. In der Folge werden Geschäfte angesiedelt bleiben und öffentliche. Plätze als Aufenthalts- und Kommunikationsräume genutzt werden. Der Stadtteil bleibt also lebendig.

Natürlich geht auch das ambulant betreute Wohnen für Menschen mit wesentlichen Beeinträchtigungen mit einem stärkeren personellen Unterstützungsbedarf einher. Im Haushalt des LWL wird die Zahl der derzeit geleisteten Fachleistungsstunden als Kennzahl dargestellt.

Wir möchten diese Zahl nicht nur als Ist-Wert sondern für die Zukunft auch als Soll-Wert verstanden wissen.  Wir wollen, dass sich die tatsächlich geleisteten Fachleistungsstunden stetig erhöhen. Weil auch Menschen mit mehr Unterstützungsbedarf zum ambulant betreuten Wohnen wechseln. Eine zielorientierte  Kennzahl wäre ein entsprechendes Signal an Träger und Betroffene.  Daher haben wir einen zweiten Antrag in diesem Themenkomplex gestellt:

„Für die mittelfristige Finanzplanung ist unter der Kennzahl 050202 die Anzahl der durchschnittlichen Fachleistungsstunden sukzessive zu erhöhen; für 2016 ist die Anzahl von 3,25 Stunden aus dem Ansatz 2015 zu übernehmen. Die dafür notwendigen Haushaltsmittel werden entsprechend angepasst.“

Mit dieser Richtung sehen wir uns im Einklang mit Landesdirektor Matthias Löb. Unter dem Titel „ LWL als Zaungast oder Motor der Inklusion?“ fordert  er in  seiner Haushaltsrede für 2016 neue Wege:

„Und wollen wir wirklich jede Gemeinde, jede Stadt für sich alleine den Weg zu einem inklusiveren Gemeinwesen gehen lassen? Oder wollen wir unsere Expertise und unseren Westfalen-weiten Blick nutzen, um gute Projekte anzuschieben, wissenschaftliche Begleitung zu ermöglichen, Plattformen für den Erfahrungsaustausch zu organisieren und Akteure zu vernetzen?“

Wir meinen: Der LWL soll Motor sein, nicht Zaungast. Zum Wohle von Menschen mit Behinderungen.

Weitere Infos über >Karen Haltaufderheide

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