Inklusion mit System
21. Jan. 2013
Inklusion mit System
„Mittendrin statt außen vor“, unter diesem Motto plant das Team um LWL-Museumsdirektor Dr. Herrmann Arnold ein Inklusionskonzept für den Neubau des LWL Museums für Kunst und Kultur in Münster. Es soll ein Museum für alle werden, niemand soll sich vom Kunstgenuss ausgeschlossen fühlen. Ob der Vater mit Kleinkind, der Seniorin mit Rollator oder jemand mit einer starken Sehbehinderung, die Ansprüche an die Nutzung des Museums sind so unterschiedlich wie seine Besucherinnen und Besucher.
Teilweise scheinen sich die individuellen Anforderungen sogar gegenseitig auszuschließen, dann müssen für den größtmöglichen Nutzen Kompromisse gefunden werden. Daher präzisiert Ingrid Fisch, als Referentin für Kunstvermittlung federführend für das Konzept, der Anspruch sei Barrierearmut statt absoluter Barrierefreiheit.
Mit seinen Bemühungen um Inklusion steht das LWL-Museum für Kunst und Kultur, kurz KUK, nicht alleine da. Viele LWL-Museen und Kultureinrichtungen haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt und einzelne Maßnahmen wie z.B. die Umgestaltung des Internetauftritts, Führungen mit Gebärdendolmetschern oder Angebote für Menschen mit Demenzerkrankungen umgesetzt. An einigen Stellen wurde auch die Zugänglichkeit durch den Einbau einer Rampe oder eines Aufzugs verbessert. Die grüne LWL-Fraktion hat bei ihren zahlreichen Besuchen von LWL-Kultureinrichtungen allerdings immer wieder festgestellt, dass es dort weiterhin große Defizite in Sachen Inklusion gibt: Museumsvitrinen, die von Rollstuhlfahrern nicht einsehbar sind, kontrastarme Gestaltung von Flyern und Objektbeschriftungen, fehlende Technik für Hörbehinderte, kleine und große bauliche Barrieren. Die bisher umgesetzten Maßnahmen sind nur Stückwerk. Die Grünen sehen es als wichtige Aufgabe für die Zukunft an, aus den einzelnen Mosaiksteinchen ein ganzes Bild zu erstellen. Wir fordern ein Gesamtkonzept zur Inklusion und zur schrittweisen Umsetzung einen Aktionsplan für die nächsten 5 bis 10 Jahre.
Das KUK hat die Chance des Neubaus genutzt und ein systematisches Konzept entwickelt, welches alle Aspekte eines inklusiven Museumsbesuchs berücksichtigt: vom Internetauftritt und den Werbematerialien, über die Zugänglichkeit, die Erfahrbarkeit von wichtigen Ausstellungsinhalten über mindestens zwei Sinne bis hin zu speziellen Vermittlungsangeboten. Das Konzept umfasst über 50 Einzelmaßnahmen wie z.B. ein taktiles Übersichtsmodell, Leittexte in leichter Sprache, ein höhenverstellbares Rednerpult. Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif. Insgesamt ist für die Umsetzung des Konzepts ungefähr 1 % der Bausumme vorgesehen. Von den rund 540.000 Euro sind 300.000 Euro bereits in den Baukosten enthalten, der Rest muss in den kommenden Haushaltsjahren finanziert werden.
Das neue Inklusionskonzept wurde in enger Abstimmung mit Betroffenen entwickelt. Menschen mit Behinderungen und der Landesbehindertenrat NRW wurden in die Planungen mit einbezogen. Da man im KUK Inklusion als Prozess begreift, soll dieser Austausch von Wünschen, Anregungen und Ideen kontinuierlich fortgesetzt werden. Systematisch, detailliert, gut geplant, das umfassende Inklusionskonzept des KUK kann nicht nur für die Kultureinrichtungen des LWL als Vorbild dienen.